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kenya smallDie Treppen in Kenia folgen keinen Regeln und es hat den Anschein, als würden sie etwas planlos gebaut. Das hat zur Folge, dass ich das Treppensteigen gleich doppelt lernen musste.

Als Erstes: Eine Treppe hinauf gehen, ist kein Problem für mich. Was mir Schwierigkeiten bereitet, ist das Hinuntergehen: Ich kann schlecht einschätzen, wo die erste Stufe beginnt und wie hoch sie ist. Wenn ich da nicht aufpasse, mach ich einen Fehltritt und drohe, die Treppe hinunter zu taumeln. Von da ist es nicht mehr weit zum Sturz.

In Kenia haben die Stufen von verschiedenen Treppen vershiedene Höhen. Und innerhalb derselben Treppe gibt es auch Unterschiede: Häufig ist die unterste Stufe höher als der Rest, wohl weil es nicht ganz aufging beim Bauen. Oder in der Mitte sind ein oder zwei Stufen niedriger. Manchmal variiert die Höhe je nach Treppenabsatz: Da war der Konferenzsaal im ersten Stock, der über drei Treppenabsätze zu erreichen war. Die Stufen im untersten Abschnitt fühlten sich noch normal hoch an, im zweiten waren sie spürbar niedriger und im dritten nur noch etwa halb so hoch wie im ersten. Vielleicht damit der Gast die Füsse nicht mehr so hoch heben muss je höher er steigt und der Aufstieg somit angenehmer wird?

Zu den unterschiedlichen Höhen  kommt erschwerend hinzu, dass die Treppen häufig nicht sehr gut beleuchtet sind und die Stufen nicht deutlich genug gekennzeichnet sind, etwa mit einem weissen Strich. 

Nun, bei meinem Heimaturlaub über Weihnachten habe ich nun bemerkt, dass ich die Treppen in der Schweiz auf kenianische Weise hinuntergehe: Vorsichtig, Stufe um Stufe, immer darauf gefasst, dass die Höhe schwankt, oder noch eine unerwartete Stufe hinzu kommt. Die Augen waren immer vor mich auf den Boden gerichtet. In der Schweiz ist das nun nicht notwendig: Wenn ich die erste Stufe einmal bezwungen habe, kann ich mich darauf verlassen, dass es so bis zum Ende der Treppe weiter geht. Es reicht, wenn ich kurz eine Blick über die Gesamtheit der Treppe schweifen lasse, die Füsse wissen dann, was zu tun ist. Es kam mir vor, als müsste ich das Teppen-Hinunter-Gehen wieder neu lernen. 

Dieser Artikel ist Teil der "Stargardt in Afrika"-Serie.