Bei vielen Gelegenheiten im Alltag ist der Augenkontakt wichtig. Er signalisiert Aufmerksamkeit, Respekt und Aufrichtigkeit. Oder er signalisiert dem Autofahrer, dass ich über die Strasse will, oder der Bedienung im Restaurant, dass ich zahlen will. Als Stargarster ist das allerdings nicht ganz so selbstverständlich, wie es sich anhört.

So habe ich des öfteren Mühe, jemanden vom Servicepersonal auf mich aufmerksam zu machen. Die sind meist so weit von mir weg, dass ich stark „daneben“ schauen muss, damit ich ausmachen kann, wo sie sind. Um dann noch deren Blick einzufangen, reicht meist die Zeit nicht mehr.

Eine besondere Situation in dieser Hinsicht, ist die Begrüssung einer bis dato fremden Person. Ich treffe jemanden auf einer Konferenz oder werde der Person vorgestellt und wir begrüssen uns mit Handschlag. Dabei gehört es sich, dass man der gegenüberstehenden Person in die Augen schaut. Was auch sehr bewusst mache. Nur dass ich eigentlich nur in die Richtung schaue, wo sich die Augen befinden. Denn sehen kann ich sie so nicht, ja noch schlimmer, ich kann in der Regel gleich den ganzen Kopf nur schemenhaft oder gar nicht erkennen. Ich versuche dann, in der weiteren Unterhaltung, einige Blicke so zu "platzieren" , dass ich etwas mehr vom Gesicht meines Gegenübers erkennen kann, damit die Begrüssung nicht völlig blind war. Das klappt nicht immer, etwa weil wir nicht lange genug miteinander sprechen oder weil die Beleuchtung zu düster ist.  Dann kann es vorkommen, dass ich zwei Stunden später derselben Person in der Kaffeepause erneut begegne und sie nicht mehr erkenne. So stellen wir uns halt nochmals gegenseitig vor.

Was mich am meisten stört daran, ist weniger die etwas peinliche Situation bei der ersten Begrüssung, sondern dass ich bei einem wichtigen Moment, etwas vortäusche, damit ich mich höflich und den Konventionen entsprechend verhalte.  Ich mogle mich durch die Situation und habe nicht mal was davon.

Kürzlich habe ich von jemandem gelesen, der diesen Effekt auch zu seinem Nutzen einsetzt. Wenn er nämlich mit jemandem sprechen muss, der ihm unsympathisch ist, schaut er ihn direkt an - so muss er ihn wenigstens nicht sehen.