Über schnelle Objekte, die auf mich zukommen (/z.B. Autos), und die damit verbundenen Schwierigkeiten habe ich schon mal gesprochen. Ähnliches gilt auch umgekehrt, wenn ich selber schnell unterwegs bin: Ich übersehe Dinge oder reagiere zu spät.

Paradebeispiel ist hier der Verkehr. Ich habe das Fahrradfahren in der Stadt aufgegeben, nachdem ich einen Unfall hatte. Nichts Ernstes, es hat mich nur einen gebrochenen Fahrradrahmen und eine Schramme an der Schläfe gekostet. Aber die Umstände waren mir ein Weckruf: Ich habe nämlich ein geparktes Auto gerammt. Es war am späten Abend und ich war in Eile, unterwegs zu einer Verabredung, da habe ich die Ecke im spärlich beleuchteten Wohnquartier zu schnell genommen. Und schon hatte ich einen Rückscheibenwischer an meiner Wange. Seither fahre ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da spielt Geschwindigkeit nur dann eine Rolle, wenn ich zu spät aufgestanden bin oder die Anschlüsse beim Umsteigen. Bei letzterem gibt es immer einige Mitreisende, die sich früh an der Tür postieren, damit sie, sobald der Zug angehalten hat, raus springen und losrennen können. Ich habe das einige Male versucht, und rausgefunden, dass das bei mir nicht klappt.

Ich brauche schon bei normalem Gehtempo meine volle Aufmerksamkeit, um meinen Weg durch das Gewimmel eines vollen Bahnsteigs zu finden, ohne mit jemandem zusammen zu stossen. Manchmal bin ich so damit beschäftigt, entgegen kommende Personen nicht zu übersehen, dass ich "halbhohe" Objekte zu spät wahrnehme. Dann stehe ich plötzlich vor einem dieser Kasten, wo die Fahrscheine entwertet werden können, und die einem bis knapp zum Bauchnabel reichen. Nur eine schnelle Viertel-Pirouette verhindert eine Kollision, manchmal auch die nicht mehr. Bei einer anderen Gelegenheit war es der Kinderwagen, der senkrecht zu meiner Bewegungsrichtung unterwegs war. Anfangs sah ich nur die Mutter dahinter, glücklicherweise liess ich ihr den Vortritt, sonst wäre ich wohl über den Kinderwagen gefallen, den sie schob. Ich habe deshalb die Gewohnheit angenommen, wo immer es möglich ist den Hinterausgang oder die zweite Unterführung zu benutzen, schlicht weil da weniger Leute unterwegs sind.

Wenn ich nun in diesem Umfeld noch rennen würde, käme ich wahrscheinlich nur wenige Meter weit, bevor ich mit jemanden zusammen stossen würde. Ich lasse das Rennen also lieber ganz und versuche das richtige Tempo zu finden, um so schnell und so gut wie möglich durch die Menschenmenge zu kommen. Oder ich warte gleich, bis das Ärgste vorbei ist, und nehme den nächsten Zug. So ist es denn auch einer meiner Standard-Sprüche, dass ich nie auf einen Zug oder Bus renne, es sei denn, es ist der letzte. Damit muss ich mich nie über eine verpasste Verbindung ärgern (was ich eh nicht täte), sondern ich kann mich im Gegenteil über zehn, zwanzig oder sechzig Minuten freuen, die mir plötzlich geschenkt wurden, um etwas Neues in den Bahnhofsläden zu entdecken, ein Bier zu trinken oder einfach auf einer Bank die Sonne zu geniessen.