kenya smallStargardt verändert meine Tischmanieren. Glücklicherweise kommen mir die Gebräuche in Kenia da entgegen.

 Vor einer Weile erhielt ich einen Schnappschuss zugeschickt, den ein Freund bei einem Abendessen im Restaurant von mir gemacht hat. Darauf fiel mir auf, wie unanständig ich über meinen Teller gebeugt da sass.In der Folge habe ich mich selbst beobachtet und heraus gefungen, dass das ein Effekt von Stargardt ist - und nicht nur der häufig recht schummrigen Beleuchtung in den kenianischen Restaurants. Ich sitze auch zu Hause häufig so beim Essen, und da habe ich eine gute Tischlampe neben mir. Das Problem ist, dass ich nicht recht sehe, was ich da auf meine Gabel schiebe. Und vor allem wie es darauf liegt. Ich sehe knapp, das etwas drauf ist, und fühle es am Gewicht der Gabel, Auf dem Weg zum Mund stellt sich die Sache dann als unstabil heraus und der Bissen rutscht von der Gabel und fällt zurück in den Teller. oder auf meine Hose. Manchmal brauche ich mehrere Anläufe, bis es klappt. Um diese Risiken zu minimieren, habe ich offenbar begonnen, mich über den Teller zu beugen. Dadurch wird der Abstand vom Teller zum Mund geringer und die Chance höher, dass etwas zurück auf den Teller fällt und eben nicht auf meine Hose. 

Ich habe daher begonnen, vermehrt aus Schalen zu essen. Und zwar mit einem Löffel. Die Schale kann ich mit einer Hand halten, damit ist sie näher am Mund, und ich kann aufrecht sitzen. Und der Löffel erschwert durch seinen konkave Form das Abrutschen des Karottenrädchens. 
Wenn hier in Kenia bei einem Anlass ein Mittagessen für eine grössere Gruppe serviert wird, bekommst du in der Regel einen Teller mit hohem Rand und einen Löffel, bevor du dir dann am Buffet das Essen auf dem Teller lädst. Häufig hat es auch nicht genügend Tische für alle, also setzt du dich auf einen Stuhl (davon hat es immer genügend) und balancierst den Teller auf der einen Hand, während die andere Hand den Löffel führt. Manchmal, wenn ich den ganzen Morgen über gesessen bin, esse ich gleich im Stehen und unterhalte mich dabei mit einem Kollegen. Und bei traditionellen Gerichten wird gar kein Besteck serviert, die werden mit den Fingern gegessen (wobei auch das so seine Tücken hat, siehe Was esse ich eigentlich hier? Teil2). Ich lerne also in Kenia, mit einem Löffel zu essen.

Dieser Artikel ist Teil der "Stargardt in Afrika"-Serie.