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kenya smallIch bin nun zwei Jahre hier in Nyahururu und manchmal bekomme ich noch die Frage zu hören, wie ich denn mit dem Kulturschock umgegangen bin. Meine Antowrt ist dann meist: Sorry, aber den habe ich nicht angetroffen. Nun habe ich mich mal schlau gemacht, wie sich ein Kultruschock den äussert und lese Dinge wie "Anpassung an das Unbekannte", "Gefühle der Verunsicherung" oder "Orientierungssysteme". Das klingt doch irgendwie nach Stargardt?

 Natürlich spielen Persönlichekit und Charakter eine Rolle - und sicherlich auch die Art des Empfangs im fremden Land. Ich sehe aber deutliche Parallelen zu Situationen, in welchen sich ein Stargardter immer wieder mal befindet, egal ob in der Heimat oder in der Fremde. 

  • Ich bin immer auf das Unbekannte gefasst. Sei es nun eine neue Bauabschrankung auf dem Weg zu meiner Bushaltestelle in der Schweiz oder das wassergefüllte Schlagloch in Kenya. Manchmal laufe ich rein, manchmal kann ich grad noch ausweichen.
  • Ich kann häufig nicht ganz nachvollziehen, was gerade geschieht. Ich bin mit einer Gruppe unterwegs und plötzlich bricht grosses Gelächter aus. Ich versuche, aus dem Zusammenhang zu erraten, worum es denn geht,muss dann aber nachfragen. In der Schweiz habe ich das komische Gebaren eines Passanten auf der anderen Strassenseite schlicht nicht gesehen, in Kenya fehlt mir ein kulturelles Detail, wie etwa warum Geburtstagskinder mit Wasser beworfen werden.
  • Ich irre immer wieder mal im Kreise herum. Ich folge in der Gepäckausgabe des Römer Flughafens den Schildern zu S-Bahn, nur um 10min späger wieder bei der Gepäckausgabe zu sehen. (Beim zwieten Versuch klappt es dann, ich habe aber keine Ahnung, warum.) In Kenya komme ich aus dem grossen Shopping-Center in Nairobi und laufe in Richtung meiner Unerkunft los - und finde mcih 15min später wieder vor demselben Ausgang wieder.
  • Ich komme mir komplett abgehängt vor. Ich gehe mit Freunden ein Bier trinken und es läuft Fussball im Fernseher hinter der Bar. Irgendwann kommt das Gespräch unweigerlich auf dieses Thema. Ich kann nichts dazu beitragen, ich kann Fussbal und Spielerl nicht sehen und hbe daher nie ein Interesse für den Sport entwickelt. Das passiert übrigens gleichermassen in der Schweiz und in Kenya.

Meine These ist also: Als Stargardter ist man gegen den Kulturschock ein wenig gefeit, weil auch die Heimat voll von Unbekanntem, Unverständlichem und Überraschungen ist. Du lernst, damit umzugehen.  Als Stargardter berühren einem die kleinen Dinge weniger, weil sie oft eh nicht zu erkennen sind. Das gilt auch für die kleinen kulturellen Unterschiede. Mit Stargardt lernt man, diese gelassener hinzunehmen.

Dieser Artikel ist Teil der "Stargardt in Afrika"-Serie.