Wenn ich an einem Tisch sitze und die Person mir gegenüber gerade anschaue, sehe ich ihr Gesicht nicht. Ich schiele also mit beiden Augen an ihr vorbei, um ihren Kopf zu sehen und das Gesicht wenigstens grob zu erkennen. Die Feinheiten eines Gesichts sind zumindest auf diese Distanz für mich nicht erkennbar. In der Folge fällt das Gesicht als Merkmal, um Personen zu erkennen, also weitestgehend aus.
Hier eine Aufgabe aus dem Alltag: Versuch mal, weisse Zahnpasta auf weisse Zahnbürsten-Borsten aufzutragen, das Ganze vor dem Hintergrund eines weissen Waschbeckens. Nicht selten landete bei mir die Portion Zahnpasta auf den weissen Kacheln des Bodens . Das Beseitigen des Malheurs ist dann ein ähnliches Problem.
Hier eine Strategie, die ich brauche, wenn ich mich durch die Stadt bewege, insbesondere inMenschanmassen. Typische Orte dafür sind etwa ein grosser Bahnhof oder eine Einkaufsstrasse am Samstagmorgen. Bei so vielen Menschen, die sich alle durcheinander bewegen und in verschiedene Richtungen gehen, passiert es schnell, dass jemand hinter meinem blinden Fleck verschwindet. Ich bemerke die Person dann erst in letzter Sekunde und kann nur noch mit einem schnellen Seitenschritt einen Kollision vermeiden. Manchmal riecht es nicht mehr ganz und ich remple die Person an.
Natürlich ist der Verkehr ein Problem. Das Velofahren habe ich schon vor einer Weile aufgegeben, nachdem ich ein Auto übersehen und gerammt habe. ein parkendes wohlverstanden. Als Fussgänger habe ich da ein wenig mehr Reaktionszeit, da ich langsamer unterwegs bin. Das Grundproblem ist, dass ich ein Auto, das auf mich zufährt, glatt übersehen kann, wenn es grad durch meinen blinden Fleck abgedeckt wird. Es taucht dann erst etwa zehn Meter von mir entfernt in meinem Blickfeld auf. Glücklicherweise kann ich es aber meist schon wesentlich früher hören. Einzig die Elektromobile sind da ein wenig schwierig, weil ihre Fahrtgeräusche vergleichsweise leise sind. Dafür liegt ihr Sirren in einer anderen Tonalge als die Benzinmotoren, man muss nur lernen darauf zu achten.
Wenn man Hindernisse nicht rechtzeitig sieht, läuft man Gefahr, in sie hinein zu laufen, logisch. Hier ist ein rasches Reaktionsvermögen notwenig. Doch wenn die Hindernisse klein sind und sich auch noch selbst bewegen, wird es schwierig. So ergeht es mir mit kleinen Hunderassen. Da gibt es welche, die sind kaum so gross wie eine Hauskatze. Ich erkenne die nur, wenn ich eine Bewegung wahrnehme. Das kombiniert mit einer Person, die in die Richtung der Bewegung schaut und - wenn es ruhig genug ist - dem Geräusch von Krallen auf Asphalt lässt mich schliessen, dass da ein kleiner Hund in der Nähe sein muss.