Es gibt Situationen, da rätsle ich über eine Bemerkung oder ein Verhalten meiner Mitmenschen. Das ist an sich nichts verwunderlich, bei Stargardtern kommt das aber gehäuft und andauernd vor. Die Lösung des Rätsels ist dann immer, dass mir ein visuelles Stichwort fehlte oder ich das auslösende Ereignis schlicht nicht gesehen habe.

Manchmal klärt sich die Sache schnell. Ein Klassiker ist, dass ich mit Freunden auf dem Heimweg bin, und plötzlich sagt einer: "Also dann bis zum nächsten Mal, ich nehme diesen Bus.“. Welchen Bus? Die Strasse ist leer, ich kann nichts hören und sehe auch keine Scheinwerfer. Hat es hier überhaupt eine Haltestelle? Ach ja, da ist eine auf der anderen Strassenseite. Und richtig, da gibt es ja diese Anzeigetafeln, die bekannt geben, wann der nächst Bus kommt. Da steht wohl, dass in den nächsten ein oder zwei Minuten einer kommt. Und richtig, nachdem wir uns verabschiedet haben, fährt der Bus vor.

Manchmal geht es aber auch länger, bis ich dahinter komme. So war ich kürzlich an einer mehrtägigen Konferenz mit über hundert Teilnehmenden. Die Moderatorin führte die grosse Gruppe gut durch das Programm. Am letzten Nachmittag gab es einen Programmteil, wo sich Teilnehmende direkt zu Wort melden konnten und ihr Feedback zu Veranstaltung geben konnten. Die Moderatorin bewegte ich durch die Sitzreihen und reichte dem jeweiligen Sprecher das Mikrofon. Und dabei hat sie jeden mit Namen begrüsst. Ich war ziemlich beeindruckt, eine reife Leistung, in knapp drei Tagen alle Leute schon mit Namen zu kennen. Erst einige Tage später - als ich die Unterlagen und Materialien der Konferenz einordnete, kam mir auch das Namensschild wieder in die Hände. Und da dämmerte es mir: Wir hatten ja alle so ein Ding um den Hals! Die Moderatorin brauchte den Namen des nächsten Sprechers nur abzulesen. Für Stargardter haben die Schildchen keine wirkliche Funktion.